Nicht den Halt verlieren!
Wir halten an manchen Dingen fest, nicht weil wir diese brauchen bzw. weil wir sie nicht loslassen wollen, sondern um uns daran festzuhalten. Wir wollen uns selbst an etwas oder an jemandem festhalten. Wir sind es selbst, die Halt benötigen. Es ist oft nicht das Thema an sich, dass wir eine Sache, eine Person oder etwas anderes festhalten. Wir müssen Halt finden – und zwar in uns selbst. Das ist die wichtigste Voraussetzung dafür, dass wir loslassen können.
Das Ziel: Wenn wir unsere eigene, wirkliche Persönlichkeit in uns selbst erst einmal entdeckt und akzeptiert haben, brauchen wir keine anderen Menschen, Sachen etc. mehr, um uns daran festzuhalten.
Praktisches zum Loslassen
Alles, was wir loslassen wollen, ist in der Regel mit Emotionen behaftet. Oft werden diese unterdrückt oder ignoriert, aber somit unterdrücken wir auch das Thema. Es möchte aufsteigen und sich befreien, doch wir drücken es immer wieder herunter. Deshalb werden wir es nicht los. Auch können wir nur etwas loslassen, was wir zuvor angenommen haben. Ein sehr wichtiger Teil ist die Akzeptanz der Sache und das Verständnis für die Personen, um nachhaltig und befreiend loszulassen.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die uns dabei unterstützen, Belastendes loszulassen. Nutze einfach das, was für dich stimmig ist, sieh es als Inspiration und versuche es einfach ohne Vorbehalte 🙂
Schreiben
z. B. in Form eines Briefes (muss nicht weggeschickt werden) oder als Tagebuch. Notiere einfach alles, was du als belastend empfindest – jede Emotion, jedes Gefühl. Lies dir das Geschriebene nach ca. 2 Tagen durch und beobachte dabei deine Gefühle. Wenn diese leichter geworden sind, hast du bereits losgelassen. Kommen noch weitere Gefühle hoch, ergänze diese einfach schriftlich.
Danach verbrenne das Papier mit den beschriebenen Gefühlen. Zünde eine Kerze an, halte das Papier in die Flamme und wirf es dann in eine feuerfeste Schale oder das Spülbecken. Stelle dir dabei vor, wie deine Probleme und Sorgen mitverbrennen und sich in Rauch bzw. Luft auflösen.
Raum geben
Jeden Tag sich bewusst 5 Minuten Zeit nehmen (Wecker stellen!) und dem Thema, welches belastend empfunden wird, Raum geben und alles niederschreiben, was einen dazu bewegt. Alternativ kannst du auch mit jemanden darüber sprechen, wenn das für dich passender ist. Nach Ablauf der 5 Minuten ist die Aufmerksamkeit dafür beendet und es wird bewusst das Augenmerk und das Tun in etwas Positives, Motivierendes gelenkt.
Reden
Sprich aus, was dich belastet und was du loslassen möchtest, gibt den Emotionen einen Ausdruck. Es ist so befreiend, das auszusprechen, was wirklich in uns vorgeht. Wenn es dir hilft, dann schreie. Es gibt auch spezielle “Schrei dich frei” Seminare, um Gefühle wie Ärger, Wut, Groll etc. loszulassen.
Rede mit der Hand am Herz/Brustkorb und beschreibe das Problem. Du wirst merken, dass die Atmung oben im Brustkorb stecken bleibt. Die Atmung kann nicht bis in den Bauch hinunter gehen, weil uns das Thema belastet. Nun das Problem permanent so lange beschreiben, bis die Atmung in den Bauch geht. Danach wirst du eine Erleichterung verspüren.
Meditation
In der Meditation erfahren wir, dass wir an uns selbst glauben, dass wir uns selbst Kraft und Mut und auch Orientierung geben. Wir können für immer an uns selbst festhalten, egal was auch geschieht – unser ganzes Leben lang. In der Meditation kann man sich mit dem Unterbewusstsein verbinden und Lösungsmöglichkeiten visualisieren, es gibt eine Vielzahl zu jedem Thema passende Meditationen. Dies ist sowohl in Begleitung einer Berater*in möglich, als auch alleine zuhause.
Befreiendes Atmen
Atme tief ein und verbinde diesen Atemzug mit dem, was du loslassen willst. Versuche dabei, viel Emotion in den Atem zu legen. Stell dir vor, wie sich dein Problem mit der Atemluft vermischt. Dann atmest du einfach aus und damit dein Problem gleich mit. Stell dir vor, dass die ausgeatmete Atemluft z.B. grau oder weiß ist.
Fühle in dich hinein. Mit einem Atemzug kann man nicht jedes Problem weg atmen, aber du wirst sicher eine Erleichterung spüren. Einen Teil deines Ballastes hast du jedoch ausgeatmet. Wenn wir z.B. geweint haben, verwenden wir auch diese Atemweise, meist ist dieses tiefe Atmen des Loslassens häufig noch in Begleitung von Schluchzen.
Weinen
Leider ist immer noch Weinen mit Schwäche verbunden und im Alltag verdrängt und verpönt. Es ist jedoch der natürlichste und effektivste Weg, negative oder belastende Emotionen auszuspülen und somit loszulassen. Nicht umsonst heißt es, dass Tränen die Seele reinigen. Es erfolgt gleichzeitig ein Stressabbau-Mechanismus. Wenn wir weinen, entfernen die Tränen, die unsere Wangen herunter kullern, giftige Hormone, welche sonst das Stresshormon (Cortisol) anheben würden. Beim Weinen wird also buchstäblich Stress aus dem Körper herausgespült. Im Rahmen einer Studie stellten Forscher außerdem fest, dass Weinen uns hilft, das natürliche Gleichgewicht der Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Weinen macht (wieder) glücklich. Darüber hinaus schüttet unser Körper Endorphine und einige beruhigende Stoffe aus, um unsere Gefühle zurück ins Gleichgewicht zu bringen. Oft fühlt man sich nach dem Weinen erleichtert, wieder etwas glücklicher und kann klarer denken. Weinen reinigt die Seele also im wahrsten Sinne des Wortes.
Körperlich abreagieren
Jegliche sportliche Betätigung, welche mit körperlichen Anstrengungen (Laufen, Tanzen, Turnen etc.) verbunden ist, tut gut und hilft, intensive Emotionen auszuleben. Reagiere dich körperlich ab, um etwas loszulassen.
Vorübergehendes Weglegen
Dinge, die einen im Moment sehr beschäftigen und im Kopf alles blockieren oder ablenken und so am Entspannen hindern, verschiebe diese einfach auf einen später liegenden Termin.
„Darüber grüble ich heute Abend weiter, falls ich dann noch Lust habe.“
„Um dieses Problem kümmere ich mich morgen frühestens am Nachmittag.“
Durch das Aufschieben gewinnen wir etwas Abstand und Distanz, danach fällt uns dann möglicherweise das Loslassen eines Problems leichter.
„Groll bewahren heißt, sich selbst vergiften und sich erwarten, dass der andere stirbt“
„An Ärger festhalten ist, wie wenn du ein glühendes Stück Kohle festhältst mit der Absicht, es nach jemandem zu werfen – derjenige, der sich dabei verbrennt, bist du selbst.“